Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Weiterdenken!

19. Juli 2010

Porträt Hans Ulrich Gumbrecht

Hans Ulrich Gumbrecht

Wolfgang Iser, der international wohl bedeutendste deutsche Literaturtheoretiker seiner Generation, hinterließ bei seinem Tod ein unabgeschlossenes Werk. Diesen Fragmenten geht Hans Ulrich Gumbrecht in seinem Vortrag „Wolfgang Iser weiterdenken“ am 22. Juli auf den Grund. Gumbrecht, der an der amerikanischen Stanford University den Lehrstuhl für Komparatistik innehat, war Mitglied der von Iser mitbegründeten Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“. Die Veranstaltung, zu der die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist, findet um 17.00 Uhr an der Universität Konstanz, Raum A 701, statt.

Besonders reizvoll an diesem Versuch, Wolfgang Iser weiterzudenken, ist, dass „Weiterdenken“ ganz zentral für die Art und Weise war, wie Iser sich auf die geisteswissenschaftlichen Traditionen bezog. Die letzten Lebensjahre des prominenten Konstanzer Professors waren erfüllt von geradezu kühnen Gedanken zu einer „Philosophie der Emergenz“. Mit dem Begriff Emergenz (Auftauchen), so lassen die Manuskripte aus seinem Nachlass vermuten, war Iser dabei, nicht nur eine Alternative zu dem geistes- und kulturwissenschaftlichen Begriff der „Geschichte“, sondern auch dem eher naturwissenschaftlichen Begriff der „Evolution“ zu entwickeln. Revolutionär an einer Vorstellung von Emergenz ist, dass sie Veränderungen in der Zeit ohne Ausgangspunkt und ohne kontinuierliche Richtung denkt, ganz anders als „Geschichte“ oder „Evolution“. Wolfgang Iser nahm, so Gumbrecht, in intellektuell kühner Weise einen Begriff vorweg, der für das 21. Jahrhundert zu einer Denknotwendigkeit werden könnte.

Wolfgang Iser lehrte von 1966 bis 1991 an der Universität Konstanz. Mit Hans Robert Jauß und Hans Blumenberg begründete er die weltweit beachtete Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“. Um diese bedeutende Konstanzer Tradition in Erinnerung zu behalten und weiterzuführen, veranstaltet der Fachbereich Literaturwissenschaft der Universität Konstanz zusammen mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach einmal jährlich einen Festvortrag, die so genannte „Wolfgang-Iser-Lecture“. Die Veranstaltung, die auf den Geburtstag des Namensgebers fällt, findet im Rahmen des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ statt.


Kontakt

Sigrid Elmer (Elternzeitvertretung für Claudia Marion Voigtmann)
Tel. 07531 88-4741
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